Köln-Ehrenfeld – Venloer StraßeDie besten Reibekuchen Kölns

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Dem eiligen Autofahrer, der die Strecke bis zum Ehrenfeldgürtel ohne Zeitverlust zurücklegen will oder dem mit Schwung in die Pedale tretenden Radfahrer in Richtung Innenstadt und auch der türkischen Familie, die nach Schnäppchen in den vielen Billigläden unterwegs ist, eröffnen sich die Schönheit und die Besonderheit "meiner Straße" in Köln-Ehrenfeld nicht. Man muss - so wie ich es immer wieder tue, wenn ich aus Sehnsucht einmal im Jahr dorthin fahre - die Straße langsam entlanggehen, die Geräusche, die in mein Ohr drängen, bewusst wahrnehmen, so bunt und verschieden sie sind, Sprachgewirr, Autolärm, Glocken, Hupen, Kinderlachen. Ich fange immer dort an, an der Firma, die einmal mein Arbeitgeber war und die "schuld" daran ist, dass ich diese Straße seit so vielen Jahren mag. Ja, ich gehe an der Firma vorbei, die mit den gut riechenden Wässern aus Köln und allen möglichen Düften große Erfolge in der Vergangenheit verbuchen konnte und dieses Vorbeistreifen gibt mir ein Gefühl der stillen Wiedersehensfreude, versetzt mich zurück in jene Zeit, als es Barthonia noch nicht gab, dafür aber herrlich große und altmodische Gebäude mit großen Kesseln voll Kölnisch Wasser, mit geheimnisvollen Labors und viele Menschen, die in weißen Kitteln dort tagtäglich Cremes und Düfte mixten.

Heute, da ich in einem großen, modernen Hochhaus ganz aus Glas arbeite, schick und steril, kein Geschäft in der Nähe, kein Bäcker, der wie hier in der Venloer Straße neben einem Lächeln immer einen "kölschen Spruch" auf der Lippe hatte, wo es keine so schöne alte Blumenfrau gibt, die an einem verwunschenen Plätzchen mitten im Lärm und umgeben von einfachen Eimern mit roten, gelben und rosa Blumensträußen gibt, da muss ich einfach hierher fahren. Ich hole mir die Erinnerungen zurück. Manches hat sich in den Jahren verändert, viele Häuser sind renoviert worden, aber die alte Gaststätte an der Ecke ist noch da und mit ihr die Erinnerungen an Karneval im Veedel. Ich gehe weiter an vielen neuen und alten Geschäften vorbei, einem großen Kaufhaus mit neuem Namen, aber ähnlicher Ware wie damals und erinnere mich, wie meine Kollegin oft lachend zu mir sagte: "Wir nutzen heute die Mittagspause, um alles etwas anzufassen!" Ich denke an sie und spüre, wie schön damals die Arbeitswelt war, wie herrlich offen und nett die Kollegen waren und es wird mir kalt, wenn ich an das große Gebäude aus Glas denke. Deswegen würde ich gerne noch einmal die besten Reibekuchen Kölns essen, die es am Gürtel gab, in einem winzigen Räumchen. Aber die "Rievkochebud" gibt es nicht mehr. Sie ist nur noch Erinnerung.

So beende ich auch diesmal mit leiser Wehmut und Nostalgie meinen Spaziergang über meine Straße, aber nicht ohne vorher einen Blumenstrauß bei der alten Frau gekauft und in eine Bäckerei hineingeschaut zu haben.

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